Leon Danneberg
Studiert Medizin im 12. Fach- und Studiensemester

Studentenstimmen

Interview mit Leon Danneberg

Können Sie mir ein paar Sätze zu Ihrem Werdegang in Bezug auf das Studium schreiben?

Nach meinem Abitur 2014 war es mir wichtig, zunächst einen Einblick in den Fachbereich Medizin zu erhalten. Daher habe ich eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und für knapp 2 Jahre beim Malteser Hilfsdienst in Wiesbaden gearbeitet.

Währenddessen habe ich mich in Deutschland um einen Studienplatz bemüht, was sich aufgrund meines Numerus Clausus schwierig gestaltet hat. Medizinertest, Auswahlverfahren, direkte Bewerbungen und auch Klageverfahren waren leider alle ohne Ergebnis.

Wie sind Sie auf die Karls-Uni gekommen?

Nachdem ich in Deutschland erfolglos blieb, habe ich mich informiert, welche Englisch-sprachigen Fakultäten es in Europa gibt. Wichtig waren mir hierbei eine Nähe zur Heimat und auch ein gewisses internationales Ansehen der Universität.

Letztendlich habe ich mich für die Erste Medizinische Fakultät der Karls Universität in Prag entschieden. Ein nicht unwesentlicher Faktor war auch, dass ich die Stadt bereits mehrfach besucht hatte und mir gut vorstellen konnte hier zu leben und zu studieren.

Wie läuft das Studium ganz persönlich bei Ihnen ab?

Aktuell befinde ich mich im 12. Fach- und Studiensemester. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass das Studium sehr anspruchsvoll war (und ist). All unsere Examina werden mündlich abgehalten und ein hohes Maß an Selbstorganisation sowie die Fähigkeit sich selbst und komplexe Zusammenhänge der Fachbereiche adäquat zu präsentieren sind absolute Grundvoraussetzung, um optimale Leistungen abzuliefern. Selbstverständlich wird man mit der Zeit besser darin, was sich bei mir auch durch leichte Startschwierigkeiten in dem vorklinischen Fächern abgezeichnet hat. Mittlerweile weiß ich diese Anforderungen jedoch zu schätzen, da ich persönlich sehr daran wachsen konnte.

Was sind für Sie die Besonderheiten dieses Weges?

Ein großer Unterschied zum Studium in Deutschland ist die englische Sprache. Ich erinnere mich hier an das erste Semester, wie ich im Anatomie Seminar saß und das Sprachniveau der Dozent:innen (und auch einiger meiner Kommiliton:innen) mein Schulenglisch überschritten hat. Nach wenigen Wochen hat sich das jedoch aufgehoben.

Eine weitere Besonderheit sehe ich in der Zusammensetzung des Jahrganges. Dadurch, dass wir Studierende aus der ganzen Welt sind, hat man Gelegenheit diverse Kulturen und Lebensphilosophien kennenzulernen. Vor 6 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass meine heute engsten Freunde aus Norwegen, Australien, Israel und Nigeria stammen würden!

Wichtig zu betrachten ist aber auch der akademische Status der Fakultät. Verschiedene Rankingsysteme stufen die erste medizinische Fakultät der Karlsuniversität als eine der Top Unis in Europa ein. Viele renommierte Wissenschaftler haben hier gewirkt (Purkinje, Einstein…) und viele tun es noch. Dies erfüllt uns als Studenten auch mit einem gewissen Stolz und macht sich auch mit Perspektive für unseren beruflichen Werdegang gut auf dem Lebenslauf.

Würden Sie anderen einen solchen Weg ebenso empfehlen können und warum?

Jeder Abiturient mit Interesse an Humanmedizin sollte darüber nachdenken, zumindest ein paar Jahre im Ausland und auf Englisch zu studieren. Ob ich Anderen ein Medizinstudium per se empfehlen würde, ist eine andere Frage; Ich denke man muss sich sehr sicher sein, wieviel Zeit und Energie dieses Studium in Anspruch nimmt.

Ein Studium in Prag und an der ersten Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität würde ich in jedem Falle weiterempfehlen! Die Erfahrungen, die ich machen konnte, ob mit den Kommilitonen, mit der Stadt, oder mit unseren Professoren würde ich nicht missen wollen.

Jeder Student, bzw. jeder Studierende, der nach Prag kommt sollte wissen, dass es einen relevanten Nachteil am Studium hier gibt. Leider haben wir nur unzureichende Möglichkeiten unsere praktischen Fähigkeiten zu üben. Während wir in theoretischen Inhalten eine exzellente Ausbildung erhalten, kommt das Praktische gerade in den klinischen Jahren leider oft zu kurz. Ich persönlich hatte die Gelegenheit, viele meiner Kurse anteilig an deutschen Kliniken im Rahmen einer Famulatur zu vervollständigen, womit ich diesen „Nachteil“ absolut ausgleichen konnte. Dazu möchte ich hinzufügen, dass es diverse Initiativen von studentischer Seite gibt, die praktische Ausbildung zu fördern. Beispielsweise haben wir ein Simulationszentrum im Physiologie Institut, welches von vielen Fachbereichen in Zusammenarbeit mit der Fachschaft (https://www.lf1medsoc.org) genutzt wird. Wir haben auch eine Ultraschall-affine Organisation welche immer wieder Weiterbildungsoptionen zur Verfügung stellt. Speziell für deutschsprachige Studenten wurde die DMK (https://www.dmk-cz.org) gegründet, welche bei der Vermittlung und Organisation von Famulaturen, Praktika und PJ in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiterhilft.

Zusammenfassend: Ich würde diesen Weg weiterempfehlen, da ich davon überzeugt bin, an dieser Fakultät zu einem guten Arzt ausgebildet zu werden.